Vier OMGS´ler auf „Nordlandfahrt“
Nun, ganz so weit wie ehedem der Kaiser aller Deutschen wollten wir gar nicht fahren und mit einem Schiff schon gar nicht – wir wollten auf unseren Guzzen nur zum Güster Revival Treffen an die Blaue Lagune am Preußsee. Aber für uns Oberpfälzer Guzzisti ist das ganz schön weit droben, da wo Deutschland schon arg flach ist.
Diese Reise gingen Alfred, Sepp, Hermann und Tscharlie unterschiedlich an. Die Schwandorfer „Iron Butts“ ritten am Freitag und am Sonntag mit sehr frühem Start die knapp mehr als 600 km Einzelstrecke jeweils als Tagestour über Weiden, Bayreuth, an Halle und Magdeburg vorbei ab: Der Alfred auf der Cafe Racer, der Sepp auf der Eldorado – mit der Campingausrüstung und dem persönlichen Gepäck hinter sich und gnadenlosem Sonnenschein über sich. Hermann und Tscharlie, die hatten bis zum und vom gemeinsamen Startort an der B 22 bei Rötz auch einiges mehr an Kilometern vor sich, haben wie im Vorjahr die Strecken geteilt, sind am Donnerstag um Dreiviertelelfe in Rötz gestartet, sind auf Land-und Bundesstraßen ( mit 12 km A 9 bei Gefrees ) über Weiden, Warmensteinach, Helmbrechts, Nordhalben, Neuhaus am Rennweg nach Gräfenroda zu ihrem Stammquartier „Alte Lache“ geguzzelt; am Freitag kurz nach Neune ging´s weiter auf schnellen Straßen ( mit Autobahnanteilen A 71 und A14 ) hoch nach Lüchow-Danneberg, halt schnell über die mitteldeutschen Flachländereien wie die Magdeburger Börde, etc.; ab Danneberg gings im Schatten der Wälder entlang der Elbe zu unserem Quartier dem Landgasthof Lüchau in Müssen. Dort hatte Arnold vom Stauferstammtisch für uns sehr schöne Zimmer bestellt und auch den Taxi-Shuttle mit festgelegten, aber verhandelbaren Zeiten zum Treffen an der Blauen Lagune verabredet.
Gegen 18 Uhr trafen Hermann und Tscharlie mit Arnold, Uwe und Ilona frisch geduscht, geschneuzt und gekampelt bei der Blauen Lagune ein. Was war das für eine Freude in die strahlenden Gesichter von Freunden und Bekannten zu sehen, auch unsere OMGS-Brüder Alfred und Sepp waren schon da, hatten ihre Zelte aufgestellt, sich und die Maschinen versorgt. Auf der Ponton-Terrasse der Blauen Lagune waren lange Tischreihen für uns reserviert und das berühmte, gute Vielanker Bier war nur für uns eingekühlt worden und auch reserviert. Auch wenn am Freitagabend das sehr gute Schwarzbier noch nicht vorrätig war, so schmeckte neben dem vorzüglichen Essen auch das Vielanker in den Variationen „Helles“, „Pilsener“ und „Dunkel“. Es ergaben sich nette Gesprächsrunden, Forumsnicknamen bekamen Gesichter und Stimmen. Manchmal schwankte der Ponton ein wenig, wenn einer etwas schneller als sonst über die Planken lief – aber es fiel niemand ins Wasser, die Rettungsringe und Seenotkreuzer mussten nicht eingesetzt werden.
Am Samstag stand ab 10:30 Uhr die von Uli geplante und geführte Ausfahrt an den Schweriner See an: Das Schweriner Schloß, der Sitz der Meck-Pomm´schen Landesregierung war unser Ziel. Nicht weit vom Schloß entfernt, fußläufig auch für Gehfaule gerade noch machbar, neben den Gebäuden der Landesregierung gab es mit Schranken abgesperrte, freie Parkplätze für deren Nutzung man eine Berechtigungskarte braucht – unser schmalen Guzzen passten gut zwischen dem Schrankenende und dem Sperrpfosten durch und die eigentlich nicht passenden Gespanne mit ihren rechtsseitig angebrachten Booten drehten wir um – und schon passte es um sie rückwärts auf den Platz zu schieben. So, mautfreie Parkplätze hatten wir nun, manche sogar im Schatten – jetzt wäre was Trinkbares recht. Auf dem Weg zum Schloß kam dann auch so eine „Tourifalle“ beim Landesteg der Weißen Flotte, viele ließen sich dort im schattigen Innenraum nieder, andere gingen den einstündigen, kulturell wertvollen Rundweg um´s Schloß. Der Schreiber der Geschichte zog die Kneipe vor obwohl er dort für ein 0,75 L gut gekühlte Flasche Gerolsteiner Mineralwasser 6,80 € zu berappen hatte – aber der Drang nach Kühlung war einfach stärker; ähnliche Preise hat´s auch in der Münchener Innenstadt und an den oberbayerischen Sehenswürdigkeiten – in Nizza sowieso.
Noch einen Satz zu dem neugotischen Schweriner Schloß: Es sieht aus wie im Märchen, wenn die moderne Welt der Stadt Schwerin nicht so nah dran wäre, es liegt malerisch auf der kleinen Halbinsel im See, aber dass es ausgerechnet in einem immer in der Kasse knappen Bundesland neben einer goldenen Zitronenpresse ( sic. Kuppel) auch ein güldenes Manschkerl oben drauf haben muss, das tut einem Einzahler in den Länderausgleichsfond schon arg weh – a bisserl a Bescheidenheit wäre m. M. bei der Renovierung schon angebracht gewesen.
Uli hatte die Route sehr umsichtig gewählt und dran gedacht, dass die Sonne unsere Ausfahrt gnadenlos beleuchten wird: Wir fuhren auf herrlichen mit wunderschönen, alten Laubbäumen gesäumten Landstraßen über echte „Ostalgie“straßen, manche würde einer Firma wie Wilbers als Teststrecke gut zu Gesicht stehen – leider verdarben die vor die Bäume gesetzten wuchtigen Leitplanken das schöne Gesamtbild. Wo´s keinen Schatten gab, ging´s zügig über Landstraßen zurück zur Blauen Lagune. Dort gab´s Kaffee und Kuchen oder auch schon die ersten, inzwischen eingetroffenen und der Kühlung zugeführten, Vielanker „Schwarzen“. Einige nutzen die Zeit für ein erfrischendes Bad im Preußsee, andere erfrischten sich in ihren Quartieren mit Hilfe von ausgiebigem Duschen, ruhten ein wenig – quasi „powercouching“ – und dann ging´s zum Abendprogramm zurück zur Blauen Lagune.
Das Programm war ähnlich wie am Vorabend: Ratschen, trinken, essen, ratschen. Mit einer Änderung: Beate rief kurz nach Zehne ins Rund der Zelte auf der sandigen Badeinsel zum „Bärenfang“. Man glaubt es gar nicht was für Bären sich in welcher Anzahl dort in kurzer Zeit einfangen ließen. Das war eine sehr lockere Runde im Kral der Plastikplanen. Wer wissen will was hinter der Bärenfängerei steckt – oder noch besser: Wer eine solche Bärenfangsafari mitmachen will, der sollte im nächsten Jahr am letzten Augustwochenende zum Güster Treffen an die Blaue Lagune kommen, denn dann wird wieder zum Bärenfang gerufen – d´ Beate hat´s vasprocha !
Zum Glück für Hermann und Tscharlie war das Taxi für den Heimweg für Elfe c.t. bestellt – so waren sie am nächsten Morgen fit genug um von Müssen aus gegen Neune die Teil-Heimfahrt bis Gräfenroda anzutreten. Unsere Schwandorfer „Iron Butts“ begaben sich an diesem Abend ungewohnt früh zur Ruhe, weil sie am nächsten Tag wieder eine gewaltige Strecke bei gnadenlosen Temperaturen zu fahren hatten – sie starteten bereits um Sieme in da Früah. Hermann und Tscharlie ließen´s ruhiger angeh´n: Sie starteten gegen Neune, zogen östlich der Elbe entlang bis Stendal, dann über schnelle und schnellste Straßen zur Zwischen-ÜN in Gräfenroda. Kaum war die Alte Lache erreicht, die Guzzen abgepackt und wir – noch ungeduscht – bei den ersten beiden Bieren ( die Sonne hatte unsere Gesichter sehr ausgetrocknet ) da ging derart ein gewittriger Wolkenbruch mit leichtem Hagel von Osten kommend nieder, dass wir schon sehr erstaunt waren wo diese Wasser-massen her kamen; das Wetter hatte auch was Gutes: Die Guzzen waren vom gröbsten Staub befreit.
Die weitere Heimfahrt durch den Thüringer- und Frankenwald bis südlich von Bamberg, ab Ebermannstadt über die B 470 zur Imbißeinkehr in Pottenstein war bei geringem Verkehrsaufkommen schnell abgespult; ab Pottenstein dann über die B 85 durch Amberg, an Schwandorf vorbei bis Altenkreith fuhren wir fast automatisch. Ab Altenkreith fuhr der Hermann Richtung Straubing heim nach Eging, der Tscharlie über die B 16 gen Regensburg, wo ihn doch glatt in der Höhe von Pettenreuth ein heftiger Regenguß auf einigen Km naß gemacht hat – jetzt war die California wieder dreckig.
Mein persönliches Fazit :
I woar a bisserl unterwegs; wia i wieda dahoam woar, hat de altgediente California „La Celeste“ 1 924 km mehra auf´m Zähler g´hoabt. Schee woar´s, de Roas – i werd im 2020-iger Joahr sicha wieda beim Moto Guzzi Güster Revival Treffen in da Blauen Lagune auf´m Ponton im Preußsee mit Freunden und Bekannten beim Vielanker „Dunkel“ beianderhock´n – wenn´s Wedda eingermaßen mitspielt.
Ein gut gemeinter Rat zum Güster Treffen: Probiert´s es, dann g´spürt´s es !
Die Bilder sind vom Hermann; g´schriem hoat de G´schicht da Tscharlie